Antrittsrede

Amtsantritt vom 19.1.2018

Geschätzter Stadtpräsident
Geschätzte Damen und Herren Gemeinderäte
Werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte
Liebe Familie und Freunde
Liebe Gäste

Ich danke für die Wahl zum obersten politischen Thuner und das Vertrauen, das Ihr in mich setzt, das Schiff Stadt Thun sicher durch diepolitischen Gewässer im Jahr 2018 zu führen. Es ehrt mich sehr, das Amt übernehmen zu dürfen. Ich bin sehr stolz darauf, die Fraktion vor Mitte und die Grünliberalen hier vertreten zu können.

Es wird nicht leicht sein, in die Fussstapfen von dir, liebe Sandra, zu treten. Du hast den Ratsbetrieb im letzten Jahr mit deiner ruhigen und überlegten Art umsichtig geleitet. Du hast auch in turbulenten Sitzungen stets die Ruhe bewahrt und klare Leitlinien gegeben. Auch die grosse zeitliche Belastung neben dem eigentlichen Ratsbetrieb für repräsentativen Aufgaben – du hast mir gesagt, dass du die Stadt Thun in diesem Jahr an 28 Veranstaltungen vertreten hast – hast du auf dich genommen. Sicher bist du bei den dort Anwesenden in bester Erinnerung geblieben. Und dies alles neben deiner Arbeit und deiner Rolle als Mutter. Ich danke dir im Namen der Stadt Thun für deinen unermüdlichen Einsatz und deiner Familie für das Verständnis, das sie sicher oft haben aufbringen müssen. Ich hoffe, dass du in den kommenden etwas ruhigeren Zeiten, den einen oder anderen Augenblick deines Präsidialjahres revue passieren lassen kannst. Und da du künftig wahrscheinlich weniger offiziell zum Aperöle kommst, hier ein kleines Starterset in die ruhigere Phase. Aber auch das dürfte die zeitliche Lücke nicht ganz füllen. Deshalb kannst du dir, falls es dir langweilig wird, im Buchladen auch noch eine spannende Lektüre holen. Nochmals herzlichen Dank für deine Arbeit hier vorne und alles Gute im „normalen“ Politleben.

„Der oberste politische Thuner“ – das tönt schon ein bisschen Furcht einflössend. Darum nehme ich die Aufgabe auch mit grosser Ehrfurcht in Angriff. Ich habe im Interview mit dem TT gesagt, dass ich dem Beginn dieses Jahres mit einer inneren Aufregung entgegengesehen habe. Ich weiss nicht, wie es meinen Vorgängerinnen und Vorgänger auf diesem Stuhl ergangen ist. Aber in den letzten Stunden ist die Aufregung wahrhafte Nervosität gewichen. Ich hoffe, dass man es mir nicht zu stark anmerkt. Ansonsten bitte ich etwas Nachsicht.

Ich bin jetzt seit fünfeinhalb Jahren im Stadtrat und konnte mir ein recht gutes Bild vom Ratsbetrieb machen. Ich denke, dass wir hier in Thun grösstenteils eine sehr gute Ratskultur haben. Man ist bereit den Voten von den anderen (bis zu einem gewissen Umfang) auch zuzuhören. Ich wünsche mir, dass dies auch im Wahljahr 2018 so sein wird. Wichtig ist mir, dass wir auch in der Hektik des Wahlkampfes (sei es für die Grossratswahlen oder im Herbst die Wahlen in der Stadt) die Sache in den Mittelpunkt stellen. Ich bin der Meinung, dass eine Diskussion dann sinnvoll ist und laufen gelassen werden soll, wenn sie neue Erkenntnisse bringt. Eine Aussage darf auch einmalunbeantwortet stehen gelassen werden.

Zu einer konstruktiven Ratskultur gehört auch der faire Umgang zwischen den politischen Gewalten. Der Gemeinderat kann durch eine sachliche Aufbereitung der Geschäfte und Vorstossantworten genauso dazu beitragen, wie wir Stadträte, indem wir die Arbeit der Verwaltung würdigen und bis zu einem gewissen Masse auch Vorschussvertrauen in die Arbeit des Gemeinderates setzen. Denn auch hier gilt: der Gemeinderat kann nicht ohne den Stadtrat, aber auch der Stadtrat kann ohne ausführende Gewalt nichts bewirken.

Wie ich schon in meinem Interview mit dem TT gesagt habe, erwarte ich als politischer Kapitän der Stadt Thun für 2018 keine spiegelglatte See. Vielmehr wird es wohl ein Ritt auf den Wellen. Wie wild der wird sein, kann ich heute nicht abschätzten. Ich bitte einfach alle, Mass zu halten – sei es bei den Anzahl Vorstössen oder beim Umfang oder dem Ton der Voten. Weil  Kriegsschiffe haben auf dem Thuner (Politischen-)See nichts verloren.

Wie ihr bereits habt konntet lesen, ist das Motto, unter das ich mein Präsidialjahr stelle, „Brücken bauen“. Darunter verstehe ich einerseits die Brücke zwischen den politischen Lagern, zwischen den politischen Gremien aber auch zwischen der Bevölkerung und der Politik. Wir als Politiker müssen es schaffen, wieder mehr Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen. Dürfen wir uns wirklich als „Vertreter des Volkes“ bezeichnen, wenn nur rund ein Drittel der Stimmberechtigte an den Wahlen teilnehmen (im 2014 waren es 35% was ein erneuter Rückgang gegenüber 38.6% im Jahr 2010 bedeutete hat). Es ist unsere Aufgabe, das Vertrauen von unserer Bevölkerung wieder zu gewinnen. Und das gewinnen wir nur durch sachliche Politik, die schliesslich auch zu einer Lösung führt. Eine Lösung, die alle in dieser Stadt weiter bringt, ob sie in der Thun leben, in Thun arbeiten oder in Thun ein Gewerbe betreiben. Nur wenn wir es schaffen, einen Schrittaufeinander zuzugehen, werden wir gemeinsam weiter kommen.Das ist auch das was die Schweiz stark macht.Um meinem Motto treu zu bleiben, möchte ich mit einem Zitat vonAndreas Tenzer schliessen:

“Die stärksten Brücken werden aus Steinen gefallener Mauern gebaut.“

In diesem Sinne, lasst uns die Mauern um die Politik einreissen und neue Brücken zur Bevölkerung bauen.

Vielen Dank.

Andreas Kübli
Stadtratspräsident