Geschätzter Obergring, lieber Gringenrat von Thun (und liebe Vertreter von der momentan abgesetzten Stadtregierung), liebe Vertreter von den Gastguggen werte übrigen Gäste
Es freut mich ausserordentlich als diesjähriger Stadtratspräsident hier die Grussbotschaft der Stadt Thun dürfen zu überbringen und bedanke mich für die Einladung.
Als erste möchte ich allen Beteiligten ganz herzlich zum 20 jährigen Bestehen der Thuner Fasnacht gratulieren. Und natürlich auch allen Guggen, die heuer einen runden Geburtstag feiern dürfen. Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass ein Verein und schon gar nicht ein Anlass, so lange Bestand haben. Darum sind wir sehr stolz, dass sich die Fasnacht so gut entwickelt hat.
Nun, ich bewege mich heute auf dünnem Eis. Denn bisher hatte ich nicht sehr viel mit Fasnacht am Hut. ich kann aber nichts dafür. Vielmehr würde mir ein psychologisches Gutachten wohl „eine schwierige fasnächtliche Jugend“ attestieren. Denn ich bin überzeugt, dass ich in meinem 6. Lebensjahr ein Schaden davon getragen habe. Ich bin in der Nähe von Biel aufgewachsen und da hat es tatsächlich schon so was wie Fasnacht gegeben. (Habe gestern gerade gesehen, dass die Harlekin-Clique aus Biel seit fast 50 Jahren unterwegs ist, das würde prima passen). Natürlich haben wir auch verkleidet in den Kindergarten gehen durften/müssen . Und meine Mutter hatte nichts anderes gewusst, als mich als Marie-Therese „Maite“ Nadig verkleidete (für die jüngeren unter euch: das ist damals DER Skistar gewesen – also Lara Gut der 70er – nur hat sie nicht so gut ausgesehen… ), mit rot geschminkten Backen – was für einen Augenblick für einen 6 jährigen … Ich hoffe, Ihr verstehen jetzt, wieso ich mich bisher nicht weiter begeistern konnte…
Doch in den letzten drei Tagen habe ich mich davon überzeugen können, dass es – selbst in Thun – eine andere Seite der Fasnacht gibt. Da geht die Post ab. Zwar werden Nörgler im Vergleich mit Basel oder Luzern weiterhin von einem vernachlässigbaren Anlass reden. Aber den angefressenen Thuner ist das egal, sie geniessen die paar Tage von der fünften Jahreszeit. Und bei rund 40 000 Einwohner gibt es ja genügend potenzielle Fanächtler. Für Thun bedeutet es zudem eine weitere Attraktivität, wo im sonst aktionsarmen Januar für Aufsehen sorgt. Zusammen mit weiteren Anlässen wie bspw. die Kleinkunsttage, trägt sie zu einem bunten kulturellen Angebot hier in Thun bei.
Dass dieses Jahr ein Verkehrsthema das Hauptmotiv der Thuner Fasnacht ist, kommt nicht ganz überraschend. ist doch und wird auch in den kommenden Jahren, die Baustellen und Verkehrsverbindungen ein Dauerthema sein. ich habe das Motto „goldiger Bypass“ einmal wörtlich genommen und ausgerechnet, wie viel Gold es für den Preis dieser Verbindung gegeben hätte. Für die 100 Mio., die der Bau gekostet hat, hätte der Kanton Bern und Thun rund 2400 kg Gold, was rund 200 Standardbarren entsprechen würde kaufen können. Das wären goldige Zeiten gewesen….. Wenn man einmal von der ungeliebten Lichtsignalanlage und dem zu Beginn fehlenden Wegweiser ins Zentrum absieht, verspricht die Alpenbrücke, wie der offizielle Namen ja ist, eine echte Entlastung für die Thuner Innenstadt – sofern die flankierenden Massnahmen auch wirklich wie versprochen umgesetzt werden. Es hat gestern bei den Schnitzelbänken ja genügend Anspielungen auf die Verkehrssituation inkl. Einbahnverkehr gegeben.
Dass wir diese Tage so entspannt geniessen können, ist nicht selbstverständlich. Darum geht ein grosser Dank an den Gringenrat mit seinem Obergring Thomas Burkhart für die unzähligen Stunden, wo sie in d Vorbereitung und d Durchführung der Thuner Fasnacht gesteckt haben. Aber ohne die vielen tollen Darbietungen von euch den regionalen und überregionalen Gastguggen wären die vier Tage ja auch trist gewesen. Es ist toll, dass so viele den Weg zu uns nach Thun gefunden haben und gleichzeitig ist es schade, dass so viele (40 glaube ich) haben abgewiesen werden müssen. Vielen Dank deshalb auch an euch und eure Mitstreiter, dass ihr zum Gelingen des Anlasses beigetragen habt und hoffe, es hat euch bei uns gefallen. Gerne überbringe ich hier im Namen des (momentan abgesetzten) Thuner Gemeinderats die besten Grüsse und den Dank für vier tolle Tage in unserer schönen Stadt. Wir freuen uns schon auf 2019.
Für den Höhepunkt – dem grossen Umzuges und dann dem Abschluss des närrischen Treibens wünsche ich euch viel Spass und Erfolg und ich freue mich nächstes Jahr (dann halt als „normaler“ Bürger) wieder dabei zu sein.
In dem Sinn nicht „Helau“ oder „Alaf“ sondern ganz thunerisch „Gring hoch“.
Besten Dank.