Geleitwort 100. Ausgabe Personalzeitung Stadt Thun

3War Ihr Vorgesetzter zufrieden mit Ihrer Leistung im letzten Jahr? Inzwischen ist zwar bereits wieder ein halbes Jahr ins Land gezogen. Aber bestimmt erinnern Sie sich noch an das Beurteilungsgespräch im Frühjahr. Damals wurde sicher auch Ihre Leistung besprochen.

Was definiert eigentlich «Leistung»? Ist es wie im Sport: weiter – höher – schneller? Oder ist es wie bei der Physik: das Verhältnis zwischen geleisteter Arbeit und der dafür benötigten Zeit? Ich denke, dass wir dem Begriff im wirtschaftlichen Sinne schon etwas näher kommen: also «der wertmässige Output (das Resultat) einer Organisation». Nüchtern betrachtet, wird somit Ihre Leistung nach Menge und Qualität sowie nach dem Wert für das Unternehmen eingestuft.

Aber ist das wirklich alles? Sieht Ihr Vorgesetzter Sie also als menschliche Maschine, die nach Vorgabe Output produziert? Zum Glück nicht! Denn es gehört doch noch mehr dazu. Um eine Arbeit gut zu machen, braucht es doch Charisma, Engagement und Kommunikation – also die sogenannten Verhaltenskompetenzen. Das alles wird dann in schöne Schlagworte wie «Selbstständigkeit», «Empathie», «Belastbarkeit» und «Teamfähigkeit» verpackt. Dies wird der oder die Vorgesetzte in seiner oder ihrer Beurteilung berücksichtigen und Ihnen am Jahresende eine faire und aufbauende Rückmeldung zu Ihrer gesamten Leistung geben. Somit werden Sie sich bei der künftigen Arbeit daran orientieren können.

Und wie ist bei uns Politiker? Wer setzt uns unsere Ziele oder beschreibt die Erwartungen? Wer sind eigentlich unsere Vorgesetzten? Für einige ist es die Parteispitze, die die Strategie und somit den Weg in der Legislatur vorgibt. Andere versuchen in den Strassen die Erwartungen der Bevölkerung abzuholen. Wieder andere schreiben basisdemokratisch auf lokaler Ebene Positionspapiere, an denen sich dann die Mandatsträger orientieren sollen. Schliesslich landet dies alles in den schönen bunten Prospekten, die uns vor den Wahlen ins Haus flattern.

Nun fehlt eigentlich nur noch die Beurteilung dieser versprochenen Leistungen der Politiker. Im Gegensatz zur Wirtschaftswelt geschieht dies nicht jährlich, sondern nur alle vier Jahre. Und 2018 ist wieder ein solches Beurteilungsjahr. In ein paar Monaten erteilt die Thuner Bevölkerung uns Politikern die Noten. Doch die wenigsten werden sich den Aufwand machen, alte Unterlagen hervor zu nehmen und die dortigen Versprechen mit den Leistungen zu vergleichen. Leider verfügt die (wählende) Bevölkerung in der Regel über keinen eigentlichen Leistungsausweis der Politiker. Einige Politiker konnten sich in den letzten vier Jahren auf der grossen Medienbühne Aufmerksamkeit verschaffen. Die stillen Schaffer und Schafferinnen aber gehen schnell vergessen. Trotzdem werden ein paar von uns wohl abgestraft, ein paar bestätigt und ein paar erhalten Bestnoten.

Und trotzdem hat am Schluss das Volk das letzte Wort. Es wird entscheiden, wer aus seiner Sicht die Ziele erreicht hat und wer nicht und wer somit im Januar 2019 an der Legislatureröffnung dabei sein darf. Mögen die Fähigsten gewinnen….

PS: 100 Ausgaben der Personalzeitung – auch das ist eine tolle Leistung! Herzliche Gratulation an alle Beteiligten.