Wenn Titel Geschichten schreiben

Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche Wirkung ein Titel in einer Zeitung entfaltet? Vergleichen Sie einmal den Titel in einer Boulevard-Zeitung und in einer regionalen Zeitung zum gleichen Thema. In der Boulevard-Zeitung stehen reisserische Überschriften, sogenannte Clickbaits, sowie die damit verbundenen Emotionen im Mittelpunkt, während in den seriösen Zeitungen die Schachlichkeit im Vordergrund steht (stehen sollte). 

Was aber wenn zum gleichen Thema in der gleichen Zeitung verschiedene Medienmitteilungen veröffentlicht werden? Der Unterschied zwischen dem journalistischen Stil fällt also weg. Wie werden nun aber die Titel gewählt? 

Diese Frage beschäftigt mich seit ich die bisher vier kurzen Hinweise zu den Medienmitteilungen der Thuner Parteien zur Mitwirkung zum Stadtentwicklungskonzept (STEK) gelesen habe.

Vorgelegt hat die grösste Thuner Partei, danach kamen ihre Kontrahenten auf der anderen Ratsseite, gefolgt von der selbsternannten Wirtschaftspartei. Heute schliesslich auch noch die Stellungnahme unserer, der Grünliberalen Partei. Hier die verschiedenen vom TT gewählten Titel:

  • XXX fordert den GR zum Handeln auf
  • YY begrüsst Konzept
  • ZZZ will Visionen
  • der AAA fehlen neue Ideen

Nun frage ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, wie sprechen Sie diese Titel an? Drei sollten eine kritische Haltung gegenüber der Entwicklung der Stadt darstellen, eine eine positive. Ohne den Inhalt des Artikel zu kennen, würde die vierte Überschrift nicht mit einem Geschäft der Stadt Thun in Verbindung gebracht. Vielmehr suggeriert sie Problem bei der Weiterentwicklung der Partei. Nach dem Motto: die Partei wird demnächst aufgelöst, weil sie keine neuen Ideen hat. Oder die Partei ist rückständig und hat keine neuen Ideen für die Stadt Thun. 

Die regionale Hauptzeitung zeigt sich einmal mehr sehr “bürger(lich)nah” und unternimmt alles, kritische Stimmen gegen die allgegenwärtige bewahrerische Haltung zu diskreditieren und in Frage zu stellen. Das ist nicht neutrale und ausgeglichene Berichterstattung. Zum Glück entscheiden die Stimmberechtigten, welche Haltung ihnen wichtig ist. Die Grünliberalen haben also noch eine Chance zu zeigen, was gut ist für Thun. Eine Diskussion über echte Fortschritte oder faule Kompromisse und ein Baldachin über dem Bälliz….

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