Das war wieder eine Lehrstunde vom Feinsten. Wie schafft man es den Wähler an der Nase herum zu führen ohne dass er es merkt? Ganz einfach, man nimmt einen Stimmen-Turbo auf die Liste, heimst die zusätzlichen Stimmen ein und wenn er dummerweise gewählt wird, zieht er einfach mit einer (zugegebenermassen guten *) Ausrede wieder zurück.
Ich weiss, alle SVP-Sympathisanten werden meinen Blog (resp. meinen Facebook-Eintrag) zerreissen (zumindest in Gedanken) und alles abstreiten. Vielleicht ist es auch wirklich nicht so, wie es auf mich wirkt. Aber als Wähler von Hr. Kilchherr (was ich aus bekannten Gründen nicht bin) käme ich mir schon etwas veräppelt vor. Endlich hätten wir einen erfahrenen Unternehmer und langjährigen Politiker aus Thun in der Executive und nun zieht er sich wieder zurück. Nichts gegen Roman, (ich gratuliere ihm auf diesem Weg zu seinem unverhofften Glück) aber jemand, der zwei Jahre im Stadtrat war, kann einem solchen politischen Schwergewicht nicht das Wasser reichen.
Und die FDP ist froh, “dass das Verhalten Kilchherrs die Abwahl von Jolanda Moser nicht beeinflusst habe”. Von wegen: ohne Kilchherr hätte die SVP wohl weniger Stimmen gesammelt und wäre nicht so dominant aus den Wahlen hervorgegangen.
* Klarstellen möchte ich, dass ich es nicht richtig finde, dass der “alte” Gemeinderat über die Pensen eines neuen Teams bestimmt. Eigentlich müssten die neuen Kollegen/innen dies unter sich absprechen können. Aber es war schon vor dem Wahltag klar, dass es in diese Richtung gehen wird (und wohl schon lange absehbar). Zudem finde ich es nicht richtig, dass die 11. grösste Stadt von “Feierabend-Politiker” regiert wird. Ich denke, es gibt genug Probleme, die dringenst angegangen werden müssen. Und dazu braucht es Leute, die sich auf die Aufgabe konzentrieren können.
Nun, nehmen wir das als weiteres Meisterwerk des Klassenbesten und lernen daraus…
Wer nachrechnet, merkt, dass die SVP auch ohne Carlo Kilchherr den zweiten Sitz bei gleicher Ausgangssituation geholt hätte. Mit Roman Gimmel gewinnt die Stadt einen engagierten und motivierten Gemeinderat, der nur 190 Stimmen weniger erhalten hat.